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author Markus Bröker <mbroeker@largo.dyndns.tv>
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Einst herrschte ein großer starker Pirat über die sieben Weltmeere. 
Überall war "er verhasst und bekannt. Er riss Alles an sich, was nicht 
Niet- und Nagelfest war und erschreckte Alle durch seine angsteinflößede 
Art und durch sein Aussehen. Seine Besatzung hatte sich nach und nach 
aus dem Staube" gemacht, wei der Pirat Alles für sich haben wollte und 
ungerecht zu ihnen war. Er machte ihnen das Leben an Bord stets zur 
Hölle. Das Schiff des Piratens wurde immer prunkvoller und schöner. Die 
Segel waren aus goldener Seide, die Masten aus Elfenbein, das Holz aus 
Teak, die Schrauben und Muttern, die alles fest hielten aus feinem 
Silber. Das Glas in den Fenstern war aus schillerndem Perlmutt und 
glitzerte mit dem Meer um die Wette. Zufrieden spazierte der Pirat über 
sein Schiff, welches ein einzig großer Schatz war. Er liebte seinen 
Reichtum und wollte immer mehr davon. BEkam er das, was er wollte, war 
er ein paar Tage glücklich, doch dann wurde der Drang nach etwas noch 
Größerem und noch Schönerem immer größer. Irgendetwas fehlte da, was ihn 
unendlich glücklich machen würde. Doch kein Rubin der Welt, keine 
goldene Krone, kein silberner Taler schaffte es ihn länger als 3 Tage 
glücklich zu machen. Somit musste er, um seine Zufriedenheit zu erhalten 
sehr oft auf Raubzug gehen.
Eines Tages kam er an eine kleine Insel. Schon von weitem sah er die 
kleine Truppe von Eingeborenen, die um ein Lagerfeuer saßen, trommelten, 
aßen und lachten.
Sie hatten nichts bei sich, außer ihre Baströckchen, ihre Instrumente 
und ihr spärliches Mahl –
und doch machten sie einen glücklicheren Eindruck, als er sich je 
vorstellen konnte.
Er hatte selten Menschen gesehen, die so glücklich und zufrieden waren 
wie diese.
Er fragte sich, welche Schätze sie wohl zu Hause versteckt hielten. Denn 
ohne einen großen Reichtum ließe sich in seinem Piratenkopf die große 
Glückseeligkeit nicht erklären.
Als er den Anker warf und an Land ging, stürmte der Stamm der 
Eingeborenen hastig von Dannen, bis auf ein kleiner Junge. Der Pirat 
fragte den Jungen, warum sie anderen weggelaufen sind und was es denn 
bei ihm im Dorf schönes zu holen gäbe.
Der kleine Junge antwortete munter und fürchtete sich kein bisschen vor 
dem Pirat, auch wenn dieser furcht erregend aussah. In seinen Augen 
nämlich sah der Junge Unsicherheit, Traurigkeit und Einsamkeit. Außerdem 
bemerkte der Junge das Holzbein des Piraten. Damit hätte er ihm nie so 
flink folgen können. Der Junge erzählte dem Pirat von seinem Dorf, den 
Blätter und Strohhütten und von seiner Familien und seinen Freunden.
„Freunde?“ fragte der Pirat. Er konnte sich nichts darunter vorstellen 
unter diesem Begriff.
Der kleine Junge versuchte ihm zu erklären, was Freundschaft ist und der 
Pirat staunte nicht schlecht. Nun wollte er unbedingt einen Freund 
haben, denn der Junge meinte, ein Freund sei der größte Schatz der Welt. 
Das machte den Piraten neugierig.
Doch so einfach war das nicht. Ein Freund ist unbezahlbar und das 
verstand der Pirat nicht.
Man konnte einen Freund nicht einfach kaufen oder stibitzen.
Andere Dinge zählten. Dinge, von denen der Pirat noch nie in seinem 
Leben gehört hatte.
Der kleine Junge wollte dem Pirat zeigen, was Freundschaft ist und sie 
trafen sich jeden Tag, redeten, lachten und machten Feuer. Der Junge 
zeigte dem Pirat wie man Fische fängt und der Pirat zeigte dem Jungen, 
in welchen Muscheln man dir größten Perlen findet.
Nach und nach verloren auch die anderen vom Stamm die Furcht vor dem 
Piraten und abends wurde am Lagerfeuer getanzt, gesungen und gelacht. 
Der Pirat fühlte sich wohler als je zuvor und hatte durch den kleinen 
Jungen erfahren, was es bedeutet, Freunde zu finden.
Er wurde von Tag zu Tag glücklicher und zufriedener und ihm stand wenig 
Sinn nach seinen Räuberzügen.
Eines Tages jedoch wurde der kleine Junge sehr krank. Keine Heilpflanze 
konnte ihm helfen, kein Schamane konnte Wunder bewirken, keiner der im 
Tanz und Klang herbeigerufenen Geister halfen ihm. Ein wichtiges 
Medikament von einem anderen Kontinent wurde benötigt.
Somit machte sich der Pirat sofort auf die Reise, dieses Medikament zu 
besorgen. Die Zeit war knapp. Es blieben dem Jungen nur noch wenige 
Wochen, vielleicht sogar nur Tage.
Der Stamm war dem Piraten sehr dankbar und sie beteten und hofften auf 
eine baldige Rückkehr mit dem Medikament. Der Pirat fuhr drei Tage und 
drei Nächte durch Wind und Wetter und kam endlich an seinem Zielort an. 
Er machte sich große Sorgen um seinen Freund. Das Medikament war sehr 
teuer. Der Pirat wollte es mit Kanonenschuss und Messerwurf erwerben, 
doch irgendetwas hielt ihn zurück. Er konnte seine Boshaftigkeit nicht 
mehr zeigen, denn wenn er in die Gesichter von den Menschen schaute, 
ihre Blicke sah, dann musste er an seinen Freund denken und an seinen 
Stamm, der ihn so freundlich aufgenommen hatte.
Also beschloss er das Medikament zu kaufen. Er gab sehr viel von seinem 
Reichtum ab und verkaufte ebenso einen Teil davon, um ein paar Geschenke 
und Nahrungsmittel für den Stamm mitzubringen. Nun war sein Schiff gar 
nicht mehr so pompös, wie zuvor, aber es störte ihn seltsamerweise nicht 
weiter. Für ihn zählte nur das Leben seines Freundes, dem kleinen 
Jungen. Auf dem Weg zu ihm kam er an einer kleinen einsamen Insel 
vorbei, auf der eine Familie gestrandet war. Sie flehten um Hilfe, dass 
er sie mitnehme. Da der Pirat jedoch schnellst möglich in eine andere 
Richtung musste, um zur Insel seines Freundes zu gelangen, blieb ihm 
nichts anderes übrig als ihnen das große Schiff zu überlassen. Er selbst 
fuhr mit dem kleinen Beiboot zur Insel, die nicht mehr so weit entfernt 
war.
Ein wenig seltsam war es schon, alles abgegeben zu haben, doch mit dem 
Seufzer kam auch eine seltsame Erleichterung. Wie eine tonnenschwere 
Last, die abgeworfen wurde.
Als der Pirat an der Insel ankam, wurde er schon erwartet. Der Junge war 
noch schlechter zurecht als zuvor und der Guru hatte schon das letzte 
Gebet ausgesprochen und ihn einbalsamiert. Das Medikament jedoch half 
ihm in allerletzter Sekunde und er wurde von Tag zu Tag gesünder. Nach 
einer Woche konnte er wieder aufstehen und mit den anderen Kindern 
spielen. Während sein Vater einen Arm um den Pirat legte und „Mnumbai, y 
zmuni“ – Danke, mein Freund, sagte, schaute der Pirat glücklich zu. Der 
Junge hatte sein Leben zurückbekommen, Dank ihm. Und er hatte wahre 
Freunde gefunden. Das hatte er dem Jungen zu verdanken. Der Pirat hatte 
ebenfalls bewiesen, dass ihm ein Freund mehr wert ist, als alle Schätze 
der Welt. Er wurde damit belohnt, dass er nicht weiter einsam war.
Der Stamm nahm den Pirat für immer bei sich auf und er war glücklich und 
zufrieden bis an sein Lebensende. Sein kleiner Freund wuchs heran und 
wurde irgendwann ein weiser Häuptling. Er erzählte seinen Kindern und 
Kindeskindern am Lagerfeuer von seinem treuen Piratenfreund. Immer, wenn 
er ein Piratenschiff am Horizont vorbeifahren sah, dachte er an seinen 
Freund zurück, dem er sein Leben zu verdanken hatte.